Montag, Juni 06, 2005

Der Idiot

Das soll jetzt keine Anspielung auf den Roman von Dostojewski werden. Keine Verniedlichung des Substantivs durch die Tugendhaftigkeit des naiven Fürsten Myschkin. Im Gegenteil. Mein Protagonist, Mr. Plaintext, leidet an Idiotie im medizinischen Sinne, sprich, ein Mensch mit einem IQ unter 20. Doch so was darf man ja nicht sagen. Nein so was nicht. Nein, nein, das ist böse und gehört in die Ecke des N Wortes. Versuchen wir es also Folgendermassen:

Der Begriff kognitive Behinderung (Cognitive Disability) wird von einer Anzahl von Vertretern aus Literatur und Lehre gegenüber der geistigen Behinderung bevorzugt, da er den qualitativen Unterschied zwischen Geist und Gehirn bzw. zwischen geistigen Fähigkeiten und kognitiven Fähigkeiten herausstelle.
So zählten zu den geistigen Fähigkeiten eines Menschen auch das Vermögen, Gefühle - wie etwa Wut, Trauer, Freude, Glück oder auch Empathie - zu empfinden beziehungsweise auszudrücken. Dieses Fähigkeitsspektrum ist beispielsweise bei Menschen mit Down Syndrom, denen bislang das Atribut einer geistigen Behinderung zugeschrieben wurde, normalerweise gar nicht beeinträchtigt, weshalb die gängige Bezeichnung ihren Kritikern als zu unscharf oder sogar als diskriminierend erscheint.
Zu den von einer Behinderung betroffenen koginitiven Fähigkeiten zählten dagegen Aufmerksamkeit, Wahrnehmungsfähigkeit, Erkenntinsfähigkeit, Schlussfolgerung, Urteilsfähigkeit, Erinnerung/Merkfähigkeit, Lernfähigkeit,
Abstraktionsvermögen
und Rationalität
“. [http://de.wikipedia.org/wiki/Geistige_Behinderung]

Na gut, mein Arbeitskollege (wobei Arbeitskollege zu wohlwollend klingt, treffender wäre, Mensch der unglücklicherweise im selben Büro abhängt), ist also nicht geistig, - sondern kognitiv Behindert. Was die Sachlage zwar nicht entschärft aber wesentlich zur political correctness beiträgt und das ist wichtig im Hoheitsgebiet des lieben Moritz.

Ich bin ja eigentlich ein besonnener, nachsichtiger, geduldiger, menschennaher, hilfsbereiter und zuvorkommender, Zeitgenosse. Man kennt mich auch unter der schlichten Bezeichnung „Ghandi vom Aargau“. Ich hege keinen persönlichen Groll gegen ihn. Doch was zuviel ist, ist zuviel. Lange habe ich mich zurück gehalten. Immer wieder habe ich darauf verzichtet meiner inneren angestauten Aggression ein Ventil zu öffnen…ich kann diesen Typen nicht länger ertragen!
Natürlich bin ich es gewohnt, ständig auf unterbelichtete zu treffen; wie etwa jeden Morgen an der Kasse im örtlichen Coop, oder bei einer Polizeikontrolle oder an der Fachhochschule, beim Bäcker, im Kaffeehaus, an der Ampel, im Nachtklub, auf dem Golfplatz, in der Sauna – ständig.
Doch das ist was anderes. Man muss mit niemandem kommunizieren. Kann einfach seinen Dingen nachgehen. Sich auf den Frisörsessel fläzen und ein Männermagazin geniessen. Auf die Frage nach der scheiss „Supercard“ einfach nichts antworten, in sich hineinfluchen, bezahlen und weg. Sowas geht natürlich im Büro nicht. Und ich kämpfe ständig mit der Versuchung dem Gehirnabstinenzler ein Keyboard in de Arsch zu rammen. Nur so als nette Geste für…

…die ständig sich wiederholenden Fehler.

…die unendlich schwachsinnigen Äusserungen.

…die Dreistigkeit drei Mal in einer Woche das Selbe zu Fragen.

…die Debilität nicht fähig zu sein, eine Installationsanleitung Schritt für Schritt auszuführen – fehlerfrei.

…die effeminierten Entschuldigungsversuche.

…die Unverfrorenheit mir kostbare Zeit zu stehlen.

…die grundsätzlich fehlgeleiteten Denkversuche.

…die infantilen „reboot“ Lösungen.

…die dümmlichen Gesichtszüge wenn was nicht funktioniert(was eigentlich immer der Fall ist)

…die Nutzlosigkeit seiner Gegenwart

…Phuuuuuu das tat not. Jetzt geht’s mir besser. Das ist wie wenn man nach stundenlangem Biertrinken und daraus resultierendem Harndrang endlich einen Baum findet. Ein wunderbares Gefühl. Ich hoffe es hält ein wenig an…