Mein erstes Mal
Es gibt Dinge, über die jeder spricht und bescheid weiss, aber niemand will sie aktiv praktiziert, gesehen oder erlebt haben. Wie damals mit Margarete ‚the beauty’ Schreinemakers. Oder die Legendäre Sendung Tutti Frutti mit dem schlaksigen Hugo Egon Balder dessen Schlafzimmerblick selbst 150%ige Heteromänner schwach werden liess. Wie dem auch sei. Ich stelle mich ja sämtlichen Herausforderungen, und begebe mich gerne in die Höhle des Löwen. So auch diesen Freitag. Ich wurde entjungfert. Nicht im herkömmlichen Sinne. Wäre ja auch mehr als unangebracht, der körperlichen Lust zu frönen während der arme Pontifex sein letztes Ave Maria in 163 Sprachen stöhnt. Nein nein die Angelegenheit ist bei weitem delikater.
Ich besuchte meine erste TUPPERPARTY (man denke sich bitte die schweizerdeutsche Aussprache ‚töpperparty’ hinzu)
Natürlich nicht alleine. Mein Arbeitskollege hat mich begleitet. Respektive ich ihn. Schliesslich hat er ja auch eine Einladung organisiert. Um uns mental auf dieses prägende Ereignis vorzubereiten besuchen wir zuvor noch schnell eine Kosmetik-Institut Eröffnung, gehen essen und trinken ein paar chinesische Bier. Leicht beschwingt finden wir uns in der Wohnung der Gastgeberin ein. Wir begrüssen alle, versuchen möglichst gelassen zu wirken und fühlen uns deplaziert. Doch das sollte sich noch ändern. Die Veranstaltung beginnt damit, dass jeder ein Bestellformular mit Klemmunterlage ausgehändigt bekommt und alle unverzüglich ihre Adresse ausfüllen.
Die Situation sieht wie folgt aus:
- eine Gastgeberin,
- acht Gäste(davon zwei männlich)
- eine professionelle Tupperfrau.
Die Tupperfrau beginnt, uns unser „Geschtegrüessli“ zu erklären. Ein kleines Plastikbehältnis mit einfaltbarem Boden. Wenn man mal weniger Essensresten hat als geplant, kann man – wie clever – den Behälterboden einfach einklappen. Damit der Kühlschrank nicht unnötig gefüllt wird. Ich bin begeistert ob soviel Raffinesse und meine anfängliche Sorge, ich könnte mich langweilen, ist verflogen.
Nun geht’s los. Die anwesenden Frauen ereifern sich am ausgeteilten Katalog und man spürt, wie alle vom Tupperfieber gepackt sind. Die Tupperfrau selbst kommt auf Touren und erklärt den 100%ig verschliessbaren Deckel mit dem man schütteln kann, im Gegensatz zum anderen ebenfalls 100%ig verschliessbaren, mit dem man eben nicht Schütteln kann. Es folgen Erläuterungen über die optimale Lagerung von Gurken und Picknickbroten. Wie man am besten den Bratenbehälter pflegt nachdem bei 80 Grad niedergegahrt wurde. Auf keinen fall sollte man unachtsam einfach eine Schüssel der modischen „Eleganzia“ Linie mit pulverwaschmittel in den Geschirrspüler stellen, da könnten Kratzer entstehen. Am besten sind Tabs. Aber trotzdem ist Tupperware seit 1981 Waschmaschinenfest.
Die Stimmung ist entspannt aber nicht ausgelassen. Zeitweilig aufkeimendes Gegacker legt sich schnell wieder, da sich alle anwesenden Hühner der Störenfriede (Kollege und ich) bewusst sind. Als alle ihre Bestellformulare ausgefüllt haben und das Monatshaushaltsgeld ausgegeben ist (Tupperware ist exorbitant Teuer – aber man gönnt sich ja sonst nichts) gibt’s noch Schokolade und mini Magnum Eis. Die Damen greifen sehr zaghaft zu. Man will ja vor den Herren der Schöpfung nicht all zu Zügellos wirken. Ich vermute dass auch die Gesprächswahl sichtlich von unserer Anwesenheit beeinflusst ist. Es werden weder Menstruationsbeschwerden noch Hüft-Beine-Po Problemzonen besprochen. Eigentlich ja auch unsinnig, da letzteres ja ohnehin schon mehr als offensichtlich ist.
Alles in allem ein äussert gelungener Anlass. Und wie sich’s gehört hab ich mir auch was bestellt. Wie sähe das denn aus, ohne was bestellt zu haben wieder abdanken. Ich entscheide mich also für den so genannten „Messklug“ (nein kein Tippfehler, der heisst wirklich so) der ab einer Bestellsumme von 55,- nur 7.50 anstatt 19.90 kostet. Da mein Kollege, bezeichnender Weise von mir auch liebevoll Hausfrau genannt, schon einen überteuerten Käsebehälter bestellt hat, fehlt nur noch ein kleiner Betrag und der einzige halbwegs männliche Artikel gehört mir. Also bestell ich mir halt noch den Lilliputbecher(was für eine Diskriminierung, wenn das die Herren der SP wüssten) für 11.50. Das macht dann zusammen mit dem „Messklug“ 19.- also 90 Rappen gespart. Ich hab sie überlistet. Zufrieden verlassen wird die Tupperparty. Und wenn das nächste Mal von halbstarken Männlichkeitswahn-Männern darüber hergezogen wird, kann ich ohne schlechtes gewissen sämtliche Klischees bestätigen.
1 Comments:
sooo geil, ha scho gmeint bi dr einzig wo schomol anere Töpperparty gsi isch;)
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