Sonntag, Mai 01, 2005

Die ReGIERung stürzen!

So der Claim der offiziellen 1. Mai Zeitung. Warum ich das weiss?

Wie der Zufall so spielt, traf es sich, dass ich mit meinem italienischstämmigen Weggefährten an der Vorfeier zum 1. Mai vorbeischlenderte. Eigentlich trieben wir uns nur in der Langstrasse rum, weil wir nach einer kulinarischen Leckerei zu später Stunde Ausschau hielten. Ein Plakat am Eingang zur alten Kaserne in Zürich, wo diese Vorfeier stattfand, erregte meine Aufmerksamkeit.


("parkieren??")

Wo so viel Ordnung herrscht kann kein schlechter Ort sein.

Magisch angezogen von unsäglichem Lärm bewegten wir uns Richtung Bühne, auf der gealterte Kampflesben ihren Unmut über 'the System' kund taten. Man spricht ja englisch in Züri. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Das Publikum war überwiegend ungepflegt und sehr rebellisch, wie man an ihren bedruckten T-Shirts unschwer erkennen konnte. Nun gut. Es soll ja nichts über einen Menschen aussagen, wenn er sich keinen ordentlichen Haarschnitt leisten will. Also auf ins Getümmel. Immer darauf bedacht mich so durch die Menge zu schlängeln, dass mein hellbeiger Nadelstreifen Veston keine Brandlöcher abkriegt. Es reihen sich 'Orientierungsstände' an Imbissbuden. Alle versehen mit kämpferischen Spruchbändern. Anlass genug uns damit abzulichten.


("Es lebe Sozialismus")

Die delikaten Köstlichkeiten aus allen Herren Länder konnten sich sehen lassen. Doch obwohl die Vorfeier ganz im Zeichen des Kommunismus, Marxismus, Sozialismus und was sonst noch alles stand, berappten die netten Männer vom PDA Stand fünf Stutz für ein lausiges Becherchen Sangria. Ausbeutung ist eben eine Frage des Standpunktes.

Wir schlenderten umher und fanden endlich das Spruchband das meiner aufopfernden Lebenshaltung gerecht wurde.


("Heldinnen des Alltags")

Gleich daneben durfte die FARC einen Stand betreiben. Wenn man sozialkritisch und solidarisch auf der richtigen ideologischen Welle schwimmt kann man schon mal darüber hinwegsehen, dass die FARC erpresst, entführt und ermordet. Aber wer will denn gleich so kleinlich sein. Die Frage nach ihrem Exportschlager – kolumbianisches Marschierpulver – fanden die FARC-Männer nicht witzig.

Irgendwann lernten wir dann noch 2 junge sehr sozial engagierte Bernerinnen kennen. Wobei die weniger hässliche um meine Gunst warb mit dem rhetorischen Kniff: „Du hesch mega krassi ougä! Es zieht mi so richtig inä!“ Aha alles klar. Die Welt ist mit 18 aber alles andere als in Ordnung. Das Kapital ist böse,

("..und Geld stinkt doch..")

die Gesellschaft schlecht und zur 1. Mai Demo kann man auch wenn man gar kein Mitglied der Arbeiterschaft ist. Da verfällt man doch gleich in bittersüsse Nostalgie. Wie gern wäre ich jetzt wieder ein Teenager.

Winston Chruchill sagte einmal: "Wer mit 20 kein Kommunist ist, hat kein Herz! Wer mit 30 noch Kommunist ist, hat keinen Verstand!“

Ich bin 23 und kein Kommunist!