Dienstag, März 22, 2005

Selbstheilung

Neulich auf 3Sat. Eine Frau über 50, Therapeutin, Jutensackfraktion, Umhängebrille, sichtlich entspannt, hält einen Monolog über die Bewältigung von Ängsten und Traumata. Wie zu erwarten rät sie, sich intensiv mit sich selbst zu beschäftigen und auseinander zu setzen. Gespannt warte ich auf die Stelle an der sie auf Kollegen verweist die ungeniert Xanax verschreiben. Natürlich vergebens. Wäre ja auch zu einfach. 180$ an Roche überweisen und Probleme gelöst. So billig kommt man Frau Ebel, so heisst sie, nicht davon. Dafür hat sie zu lange Büstenhalter verschmäht und brav immer ihr Gemüse im Reformhaus gekauft.

Nun gut stellen wir uns also unseren Ängsten.

Der moderne Mann hat dank der Emanzipation, wie jede Singlefrau in den 30ern auch, uneingeschränktes Anrecht auf Komplexe jeglicher Couleur.

Nach langem überlegen nun meine Angst Nummer eins:

Eines Morgens wache ich auf und stelle fest ich hab Geburtstag. Wäre ich 15, könnte ich mich freuen. Doch ich bin 40. Neben mir liegt eine Frau. An sich ebenfalls nichts traumatisches, wäre sie nicht auch schon 40. Im Flur toben die Kleinen. Kinder sind wunderbar, solange es nicht die eigenen sind. Sie sind es aber. Ich hab einen geregelten Job in gehobener Position, einen ausreichend motorisierten Kombie, ein Einfamilienhaus mit Garten, Ferienwohnung in der Toscana. Was will man mehr vom Leben.

Und jetzt Frau Ebel? Was soll ich ihrer Meinung nach tun?

Ich habe mich meiner Angst gestellt – nichts ist passiert.

Ich habe mich dazu bekannt – nichts ist passiert.

Ich denke darüber nach – in meinem Budgetplan gibt es nun die Position „Danke Frau Ebel“, 180$

Dienstag, März 01, 2005

Proleten-chic

Proletarier aller Länder vereinigt euch und tragt Shirts von D & G (nach Möglichkeit mit DIN A4 aufdruckgrösse )
Von Zeit zu Zeit verfällt der moderne Mann dem Drang, den weiblichen Körper in rythmischen Bewegungen zu betrachten. Zu diesem Zweck gönnt er sich ein Bier zu exorbitantem Preis in der nächstgelegenen Tittenbar, oder aber und das ist wohl die meistgewählte Variante, er ruft jemanden an, der noch über freie Kapazität auf der Gästeliste eines angesagten Tanzschuppens verfügt.
Kaum die Lokalität aufgesucht, stürzt sich der moderne Mann auf freigetränke und gibt sich ganz dem Weiberärschegaffen hin. Nach einiger Zeit entschliesst er sich, entweder dafür zu sorgen dass er am darauf folgenden Tag vor seinen Kumpanen mit einer IQ-90-Blondine angeben kann oder er betrinkt sich bis zur letzten Vorkomastuffe mit Gratisfusel.
Bei der erstgenannten Möglichkeit, trifft er dann auf Mitstreiter - gemeinhin als moderner Prolet bezeichnet.
Die folgenden Eigenschaften charakterisieren dieses Unikum:
  • trägt ein Shirt von D & G
  • dazu ein Nadelstreifensakko von H & M
  • eine D & G Sonnenbrille (gegen die schädliche Einwirkung des Stroboskops)
  • versucht neben dem 2000 Watt Woofer mit einem Artgenossen zu telefonieren
  • besitzt das neuste Mobiltelefon
  • tanz in extasicher Weise neben Exemplaren des weiblichen Geschlechts
  • beliebteste Ansprechweise: hey du
  • hält sich für das männliche Gegenstück von Paris Hilton
  • Geldquelle: Schicht, Akord, IV, Arbeitslosenkasse
  • Zukunftspläne: Millionär, Superstar, Fussballgott(beinahe schon erreicht)
  • Aktiver Wortschatz: 300
  • Passiver Wortschatz: 350
  • Durchschnittliche Penislänge: 34cm
  • Durchschnittliches Stehvermögen: 256 min
  • Durchschnittlicher Körperbau: Arnold Schwarzenegger
Seien wir ehrlich, da hat der moderne Mann doch keine Chance. Es bleibt ihm also nichts anderes übrig, als die bereits erwähnte Komanähe aufzusuchen...