Selbstheilung
Neulich auf 3Sat. Eine Frau über 50, Therapeutin, Jutensackfraktion, Umhängebrille, sichtlich entspannt, hält einen Monolog über die Bewältigung von Ängsten und Traumata. Wie zu erwarten rät sie, sich intensiv mit sich selbst zu beschäftigen und auseinander zu setzen. Gespannt warte ich auf die Stelle an der sie auf Kollegen verweist die ungeniert Xanax verschreiben. Natürlich vergebens. Wäre ja auch zu einfach. 180$ an Roche überweisen und Probleme gelöst. So billig kommt man Frau Ebel, so heisst sie, nicht davon. Dafür hat sie zu lange Büstenhalter verschmäht und brav immer ihr Gemüse im Reformhaus gekauft.
Nun gut stellen wir uns also unseren Ängsten.
Der moderne Mann hat dank der Emanzipation, wie jede Singlefrau in den 30ern auch, uneingeschränktes Anrecht auf Komplexe jeglicher Couleur.
Nach langem überlegen nun meine Angst Nummer eins:
Eines Morgens wache ich auf und stelle fest ich hab Geburtstag. Wäre ich 15, könnte ich mich freuen. Doch ich bin 40. Neben mir liegt eine Frau. An sich ebenfalls nichts traumatisches, wäre sie nicht auch schon 40. Im Flur toben die Kleinen. Kinder sind wunderbar, solange es nicht die eigenen sind. Sie sind es aber. Ich hab einen geregelten Job in gehobener Position, einen ausreichend motorisierten Kombie, ein Einfamilienhaus mit Garten, Ferienwohnung in der Toscana. Was will man mehr vom Leben.
Und jetzt Frau Ebel? Was soll ich ihrer Meinung nach tun?
Ich habe mich meiner Angst gestellt – nichts ist passiert.
Ich habe mich dazu bekannt – nichts ist passiert.
Ich denke darüber nach – in meinem Budgetplan gibt es nun die Position „Danke Frau Ebel“, 180$