Montag, September 26, 2005

Der Kinderspielplatz

Wenn die Sonne, so wie diesen Sonntag, ein letztes Mal lächelt, bevor der Nebel Einzug hält, versucht man den Tag möglichst ausgiebig zu nutzen. Ein wenig spazieren, im Garten ein Buch lesen, am Wasser die Seele baumeln lassen, oder eben wie ich, Golf spielen. Also auf zur Anlage, die natürlich wie immer am Wochenende, überfüllt ist mit 30er Popper, welche im ‚all inclusive’ Urlaub den Hoteleigenen Minigolf Kurs exzessiv bespielt haben und sich jetzt für mindestens so begnadet halten wie Vijay Singh. Das ist natürlich lästig, zum Einen, weil sie mir Platz und Ruhe stehlen und zum Anderen weil sie immer Paarweise auftreten und ich mir stets bei jedem halbwegs geraden Ball, welcher so knapp die 50 Meter Marke durchbrochen hat ein „Schatz häsch das gseh!“ anhören muss. Das nervt verständlicherweise und man ist versucht den Driver mal eben kurz ein kleines Bisschen horizontaler zu schwingen. Nur so um zu sehen ob’s dann auch so ein klirrendes „pling“ Geräusch gibt. Wie dem auch sei, an die TT-Fraktion habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Neu hingegen ist, dass jetzt auch junge Familien den Golfplatz für sich entdeckt haben. Respektive die Driving Range(auf den Platz dürfen sie ja Gott sei Dank nicht). Und dafür kann und will ich kein Verständnis aufbringen. Nur um hier Missverständnisse auszuräumen. Ich habe nichts dagegen, wenn mal ein Vater, der Scheidung wegen, sein Töchterchen übers Wochenende zu Besuch hat und dann mit ihr zusammen ein paar Abschläge übt. Das ist kein Problem. Das Mädchen sitzt dann schön still auf einem Hocker und bewundert den Papa. Dann noch ein wenig Putten und die Vater-Tochter Beziehung hält wieder ein paar Wochen.
Die jungen Familien hingegen, belagern regelrecht die Anlage und die nervtötenden Balge, rennen wie die bekloppten umher und prügeln mit ihren Liliput-Eisen auf den empfindlichen und mühevoll gepflegt Rasen ein. Als ob es einen Preis für das tiefste Loch gebe. Die Mütter stehen dumm rum und tratschen. Was denn sonst. Und es fällt ihnen nicht im Traum ein, dass sich vielleicht andere – bezeichnenderweise MOI – in ihrer Ruhe und Konzentration gestört fühlen. Ist es denn zu viel verlangt, die Rotzlöffel am Sonntag einfach wie bisher zu McDonnalds zu fahren? Sollen sie doch auf dem ollen Ronald rum reiten bis dem das Grinsen vergeht. Aber nein, neuerdings fährt man am Sonntag auf den Golfplatz. Und man kleidet sich auch dementsprechend. Also rein in die Caprihose und die fette Gebärhüfte munter in die Sonne gehalten.
Ich beobachte wie sich zwei Väter unterhalten und sich gegenseitig vorschwärmen wie begabt doch der kleine Kevin sei und wie weit der kleine Mirko schon den Ball schlagen könne. Dabei sehe ich mir die zwei Papis genauer an und wundere mich ernsthaft, dass die überhaupt im Stande waren, Kinder zu zeugen, geschweige denn, begabte. Denn wenn schon die koordinativen Fähigkeiten des Genspenders einer Schaufensterpuppe gleichen, kann der Sohn nicht viel mehr als Pinocchio sein. Als dann auch noch eine der beiden Mütter mit dem Kinderwagen hinzukommt und ich das Wort „Windeln“ höre, beschliesse ich, auf derart militante Weise Probeschwünge zu absolvieren, dass dabei ordentlich Grasfetzen aus dem Boden gehauen werden und in Richtung Störenfriede fliegen. Nach dem dritten Dreckklumpen welcher gegen den Kinderwagen prallt, beginnt die Mutter zu gackern: „Gaht’s nid chli vorsichtiger?“

Mit gelangweilter Miene entgegne ich ein „wie bitte? Ich ha sie akustisch nid verstande, ihri Plagegeister machet ebe so viel lärm“. Huiiii das war jetzt aber gar nicht nett. Das sehen auch die Väter so und nennen mich doch tatsächlich „fräche Siech“ Und ich hätte gefälligst Verständnis aufzubringen für die begabten Kevin und Mirko, denn schliesslich seien das noch Kinder. „ach ja? Seit ihne das Wort Kinderspielplatz öppis? Das wär’s doch hä? Die ganz bandi in Kombi ihne und uf de Spielplatz. Und ich han wieder mini Rueh!“ Das scheint irgendwie nicht zu wirken und der Vater des begabten Kevin meint: „Das gaht sie gar nüt ah!“

Jetzt herrscht Krieg mein Lieber, denke ich mir, drehe mich um, nehme den Sandwedge aus meiner Tasche und dresche mit voller wucht ein etwa 20 cm langes und 10 cm breites Grasstück aus dem Boden in Richtung Väter. Ich verfehle die beiden knapp, treffe dafür den begabten Kevin am Kopf. Strike! „huere Tubel!, chum Kevin mir gönd, de Ma hät öppis gäg üs“

Sonntag, September 11, 2005

Im Zeichen des Freaks

Der Mensch ist mir lieb und teuer. Ein sonderbares Wesen. Es gibt zwar einen grossen Haufen Schafe, klar, aber ich bin immer wieder erstaunt, was für eigenartige Gestalten die Erde hervor bringt. Dabei sind wir doch alle ziemlich gleich. Gut, der Eine oder Andere mag jetzt nicht das strahlende Lächeln, die azurfarbenen Augen, oder den wie aus Stein gemeisselten Körper meines Zwillingsbruders Narziss haben – vielleicht auch nicht den Verstand und den Intellekt eines Levi, aber über zwei Arme, ein paar Zehen und einen Kopf verfügen die Meisten. Soweit die grundlegenden Erkenntnisse. Doch was unterscheidet uns wirklich? Inwiefern grenzt sich ein Einzelner derart von der Masse ab, dass dieser als Individuum gewertet werden kann? Materielle Dinge sind da nur Mittel zum Zweck und können im Ganzen gesehen, bereits wider als Streben nach Einheit durch gehen. Manche nennen es vielleicht Seele, oder Geist, was weiss ich, von mir aus auch Herz. Doch das ist alles mehr oder weniger Spekulativ. Ziemlich haltlos und daher eher was für den lieben Moritz und seine utopisch gymnasialen Weltverbesserungsphantastereien.
Wir suchen eine griffige Masseinheit, denn will man als seriöse Wissenschaft, und das ist die Menschenforschung seit Desmond Morris zweifelsohne, die Anerkennung der anderen Eierköpfe, liegt der dreh und Angelpunkt eben darin, die gewonnen Erkenntnisse in einer Zahl mit wohl klingendem Beinahmen zu reduzieren. So soll es sein, und da mein Name zu wenig lustig ist um als Einheit in Frage zu kommen (es kann ja nicht jeder Öchsle heissen) habe ich mich nach nächtelanger Grübelei für(man möge mir vergeben) FREAKNESS entschieden.
Die Skala reicht von 1 bis 100, wobei 1 totaler Durchschnitt und 100 Megafreak ist. Das liesst sich etwas mickrig, ist aber für eine aussagekräftige Unterteilung mehr als ausreichend. Die nachfolgende Auflistung mit FREAKNESS Vergleichswerten in Zehnerschritten, soll bei der Persönlichkeitsdefinierung helfen
  • 01 Max Muster
  • 10 Max A. Muster
  • 20 Mütter
  • 30 Sid Vicious
  • 40 Alex
  • 50 Baron Münchhausen
  • 60 Charles Manson
  • 70 Muammar Gaddafi
  • 80 Cleopatra
  • 90 Marquis de Sade
  • 100 Patrick Bateman
Sollten sie Mühe haben, sich in dieser Skala einzuordnen, gehen sie wie folgt vor: Beginnen sie absteigend.
Sind sie ein grösserer Freak als Bateman? De Sade?...
Bei Max A. Muster angelangt wird es Zeit sich wegen einem Bausparvertrag bei ihrem Berater Max Muster zu melden.