Montag, August 29, 2005

Dein Freund und Helfer

An einem Samstag hat man als moderner Mann nichts Besseres zu tun, als Shoppen zu gehen. Das Wort ‚Shoppen’ wird hier bewusst verwendet, denn ich habe in einem Frauenbuch gelesen, ‚Shoppen’ und ‚Einkaufen’ sind verschiedene Dinge. Einkaufen ist, wenn man wichtige Gegenstände wie Lebensmittel oder Küchenrollen benötigt. ‚Shoppen’ steht dann bezeichnenderweise für den Erwerb von nicht lebensnotwendigen Sachen, wie etwa das 35. Paar Stilettos. Ich war also shoppen(das kann man ja wohl auch als Verb verwenden). Erst in Zug mit meinem Bruder. Der brauchte noch Schuhe für seinen neuen Anzug, da bin ich als Stilexperte der Familie natürlich unverzichtbar. Um 14:00 Uhr hatte ich mich bereits in Zürich mit meinem Freund, mit dem ich das Land von Mr. Miagi bereiste, zu treffen. Ich war etwas spät, aber er ist ja, nach eigenen Angaben, nicht nachtragend. Wir schlenderten umher und waren etwas frustriert ob der vielen Menschen die ausgerechnet an diesem Samstag auch ‚shoppen’ wollten. Hinzu kam der Umstand, dass für diesen Abend das ‚Dörflifäscht’(mit ‚Dörfli’ ist natürlich keineswegs Zürich – fanciest-town-on-earth – an sich gemeint, nein, nein, wer käme denn auf so was, sondern das Niederdorf) angesetzt war. Es drängten sich also neben uns noch weitere Landeier durch enge Gassen und blieben mit offenem Mund vor den bunten Schaufenstern stehen. Wie das halt so ist wenn der Bauer in die City kommt.
Zum Glück war irgendwann spät genug um etwas Nahrung aufzunehmen. Ich war nämlich nicht nur entnervt wegen der Menschenmassen, sondern der unsäglich schlechten Musik in den Geschäften. Als ich eine Verkäuferin über 40 fragte, ob sie denn nicht dem Wahnsinn ins Auge schielte, bei so viel Lärm, sagte sie nein. Das sagt eigentlich genug über ihren Zustand. Sie war bereits wahnsinnig.
Jedenfalls beschlossen wir irgendwo beim Escherwyssplatz nach einem angesagten Lokal zu suchen und fuhren unter der Hardbrücke an den Parkplätzen vorbei. Mein etwas bekiffter Freund stellte erst nach dem 10. leeren Parkfeld fest, dass er eigentlich längst seine Karre hätte abstellen können, doch wir waren schon zu weit und mussten nochmals eine Runde drehen.
Beim erneuten Versuch entdeckte ich etwas, dass mein Herz höher schlagen liess. Ein Polizeiwagen stand leicht quer auf zwei Behindertenparkplätzen. Die Uniformierten selbst verteilten Parkbussen. PARKBUSSEN!
In solch denkwürdigen Situationen kann ich natürlich nicht widerstehen. Ich also raus aus dem Wagen, mein Freund fütterte inzwischen die Parkuhr, mein Mobiltelefon gezückt und mich demonstrativ seitlich auf der Fahrerseite postiert, um das Vergehen festzuhalten. Währenddessen hatten die Uniformierten wohl genug Zettel geschrieben und kamen wieder zu ihrem Wagen zurück. Der Fahrer war schon eingestiegen, doch sein Kollege wurde auf mich aufmerksam.

„Nähmed sie d’Kamera abe!“, ich reagierte nicht sofort und er setzte nach, „ich muess süsch na kontrolliere was sie druff händ!“. Na gut, das klang ernst. Ich ging also auf ihn zu und sagte: „Ich finds nur amüsant, dass sie ufem Behinderteparkplatz stönd“

„Händ sie es Problem demit?!“

„Nei, aber es isch doch witzig dass sie Parkbuesse verteiled und glichzitig ufem Behinderteparplatz stönd.“

„Findet sie das witzig?!!!!!!“, offensichtlich du Idiot, sonst hätte ich es wohl kaum gesagt!

„Sind sie behindert?“, fragte ich ihn und mir lief es kalt den Rücken runter. Verdammt, meine Tonlage klang mehr nach Vorwurf als Frage. Ich Volldepp, das ist kein gewöhnlicher Bürger, den darf man nicht einfach beleidigen.

Vor meinem geistigen Auge sehe ich, wie er ausrastet; Sein Kollege hinzukommt; Ich mit auf den Bullenposten muss; Er in unsäglich langsamem zwei-Finger-System sein Protokoll verfasst; Mich den Wisch unterschreiben lässt; Ich eine Strafanzeige wegen Beamtenbeleidigung kriege; Keine Schusswaffe beantragen kann, wegen meinem versauten Leumund; Die Ausländerbehörde meinen C-Ausweis nicht verlängert; Ich nach Deutschland muss und die Bundeswehr mich einzieht.
Ich versuchte zu retten, was zu retten war und schob blitzartig ein: „Dörfed sie überhaupt uf Behinderteparkplätz stah?“, nach. Ein kurzes aufleuchten seiner Augen verriet mir, er hatte die Beleidigung nicht als solche wahrgenommen, da er offensichtlich die Möglichkeit einer geistigen Behinderung, Entschuldigung, koginitiven Behinderung, seinerseits ausser Acht liess.
Sehr selbstsicher, der Mann.

„Wüssed sie, mir händ e Dienschttuftrag, mir dörfed so ziemli alles!“, polterte er triumphierend und stieg in den Wagen.

Phuuuuuuuuhhh, er zog es also nicht in Erwägung mich hinsichtlich meines Darminhaltes zu kontrollieren – in Züri sind eben alle etwas cooler.

13 Comments:

Anonymous Anonym said...

Glück gehabt... Ich hätte den Knüppel gezogen und auf drauflos geschlagen und natürlich noch das Handy zermatscht.

Freundliche Grüsse

Franz Studer (Weltmacht Schweiz)

9:41 PM  
Anonymous Anonym said...

Also als Polizist liesse ich mir das sicher nicht bieten. Ich hätte dich und deinen bekifften Fahrer sofort fest genommen.

Gruss thaler (Weltmacht Muotathal)

9:57 PM  
Anonymous Anonym said...

Schade oder??...2 Finger im Arsch wäre doch eine Erfahrung wert... ;)

8:23 AM  
Blogger LordLevi said...

nur zwei? das wär mir dann doch etwas zu lasch...

9:02 AM  
Anonymous Anonym said...

Ich kann das gerne mal organisieren, dass du eine ganze Hand bekommst wenn dir 2 Finger nicht reichen...

10:28 AM  
Anonymous Anonym said...

wunderbar. hab mich ma wieda köstlich amüsiert! danke!

11:19 AM  
Anonymous Anonym said...

so nehmen sie doch vernunft an, herr ´spekta.
ah, ein bestechungsversuch.

2:43 PM  
Anonymous Anonym said...

Dein Bruder und Anzug? Der ist doch so ein Mongo-Freestyle-Typ mit coolen Sprüchen mega coolen weisichnichtwas?
Who fucking cares...
Macht sich hier wer für Behinderte stark? *duuuuurrrrrr*

9:14 PM  
Blogger LordLevi said...

@chromo47: genau, das ist mein Bruder. Definitiv cooler als du, Gymnasialkomiker!

5:19 PM  
Anonymous Anonym said...

He chromo47...nei...nei du bisch nid normal - würklich...nei nei!!!

1:03 PM  
Blogger LordLevi said...

yeahh gib's em bro' ;-)

1:14 PM  
Anonymous Anonym said...

da kann ich ebenfalls nur dazu sagen *durrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr*

der mann mit dem gewissen style naja, anhand von deinen verweisen sieht man, dass du den richtigen style noch nicht gefunden hast aber is ok, vielleicht wird dieser style mal wieder mode wenn wir steine bearbeiten und das rad neu erfinden.

ja ja ja über behinderte lustig machen wäre toll.

Franz Studer (Weltmacht Schweiz)

1:48 PM  
Blogger LordLevi said...

Für genwöhnlich lass'ich mich ja nicht mit Höhlenbewohnern auf eine Diskussion über Stil ein, das wäre reine Zeitverschwendung, aber da sich hier nun doch ein paar tummeln...es sei euch folgendes mitgeteilt:

Stil ist eine Frage des Charakters. Entweder man hat ihn, oder eben nicht.

In diesem Sinne, ihr rückgradlosen Charakterlumpen, kauft solange bei H&M wie ihr wollt - denn offensichtlich hat ja keiner von euche einen Spiegel zu Hause.

6:27 PM  

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