Bei aller Bescheidenheit, ich bin ein Mann der Wissen schafft und hätte als solcher locker den Nobelpreis verdient. Nicht etwa für belanglose Erkenntnisse in der Grundlagenforschung zur Kernphysik, oder noch schlimmeres, sondern für die Forschung am Menschen. Wann immer ich von DRS 2 auf einen anderen Sender wechsle, was mitunter sehr selten vorkommt und wenn, dann nur aus Versehen, weil ich in meiner Konzentration, was das Bedienen des Radios angeht, durch die anderen Fahrzeuge im Strassenverkehr erheblich gestört werde, erschrecken mich die fürchterlichen Lärmbrocken, die mir in den zwei Sekunden die ich brauche um wieder zurückzuschalten, auf den Gehörgängen trampeln.
Irgendwann begann ich darüber nachzudenken warum ich gewisse Musik mag und andere nicht und weshalb es Menschen gibt, die partout behaupten sie würden „alles e chli“ hören. Oder was noch schlimmer ist: „was grad so i de hitparade lauft“ Das ist natürlich verachtenswert und stösst bei mir auf das grösstmögliche Unverständnis, dessen ich fähig bin. Wobei ich jedes Mal einen kleinen Herzinfarkt durchlebe, wenn ich selber gefragt werde was ich denn so hören würde, da diese Frage leider nicht mit der Benennung einer einzelnen Stilrichtung abgetan werden kann. Die Frage wird von mir meist damit beantwortet, indem ich aufzähle, was ich definitiv NICHT höre. Darunter fallen sämtliche Vergewaltigungen von Blasinstrumenten, angefangen bei der Volksmusik bis hin zu euphorischem Latinogedudel(wobei das eigentlich ebenfalls in die Kategorie Volksmusik fällt, aber im Zuge der allgemeinen kulturellen Offenheit, vielen Dank Moritz, nicht als solche wahrgenommen wird und daher als säääähr trendy gilt) Eine Trompete zum Beispiel sollte einzig für Jazz und Swing verwendet werden und nicht für massentauglichen Mambo Nr. 5 Klamauk.
Des Weiteren blieb mir bis anhin das Tor zur HipHop-Erkenntnis verschlossen, da mir, und da möge man bitteschön zustimmend nicken, die etwaigen Parallelen zwischen Gangsta-Kidz der Bronx und Wohlstandskindern Westeuropas - wie mir scheint - etwas an den Haaren herbei gezogen wären. Ich kann mich also damit nicht identifizieren und stehe jeweils etwas Ratlos, den wild mit den Armen fuchtelnden Jungs und Mädels gegenüber(die das wohl für Tanzen halten) wenn ich zu einer Party eingeladen werde, bei der Vin Diesel ebenso hoch im Kurs steht wie aufgemotzte Kleinstwagen.
Da muss doch was zu machen sein, dachte ich mir vor kurzem als ich wieder einmal aus versehen den Radiosender wechselte und beschloss, ein sicherlich leidvolles, aber der Wissenschaft dienliches Eigenexperiment durchzuführen. Meine Theorie basiert auf der Grundlage der Alleshörer, welche nur deshalb über keinen identifizierbaren Musikgeschmack verfügen, weil sie ständig von den diversen Radiostationen mit dem neusten Chartmüll zugeballert werden.
Mein Experiment sah also wie folgt aus:
Ich nahm eine CD mit übelstem HipHop und R&B Gedröhne (tnx 2 ma homie steff, dem ich diese CD zu verdanken habe) und hörte sie während drei Wochen im Auto. An jedem dieser 21 Tage grölte mir X 2 da Z XZIBIT Ganstaparolen ins Ohr und Brandy säuselte mit ihrer zugegebenermassen äusserst lieblichen Stimme von Sehnsucht und Herzschmerz.
Am dritten Tag nach Experimentstart wollte ich schon völlig entnervt aufgeben und die CD auf einer einsamen Landstrasse ihrem Schicksal überlassen, sprich, aus dem Fenster werfen, doch ich hielt stand. Als Wissenschaftler muss man mit herbem Widerstand und wahnwitzigen Wendungen umgehen können, das dachte sich schliesslich auch schon Albert Hoffman. Nach ungefähr 10 Tagen war es mir bereits möglich zaghaft im Rhythmus den Kopf zu bewegen und nach weiteren fünf begann ich die Schultern mit einzubeziehen.
Am Ende der experimentellen Phase angelangt, konnte man einen V8 sehen mit sensationell gut gekleidetem Fahrer, der wie wild geworden mit den Armen gestikulierte und völlig gefangen von Beat und Groove die Welt um sich vergass – shake ya booty baby!
Als nächstes steht der noch weit mehr gehasste Reaggeton auf der Liste…a ella le gusta la gasoliiiiinaaaaa….dame mas gasoliiiiiiinaaaaaa!
13 Comments:
Falls du es mit der Volksmusik auch noch probieren willst, kann ich dir gerne ein paar CDs ausleihen.
Wenn dir doch Jazz z.B. gefällt, solltest du es vielleicht mit Hip-Hop versuchen, der Jazz-Elemente enthält. Fällt mir Guru's Jazzmatazz (oder wie immer man das schreibt) ein.
Bin zwar nicht gerade ein Hip-Hop-Homie, aber ein bisserl verteidigen muss ich den armen Hip-Hop trotzdem. Es geht und ging nämlich im Hip-Hop nicht nur um "Gangstaz" und "Bitches", auch wenn sich der Rap dieser Sorte leider sehr gut verkauft, sondern um die Darstellung der persönlichen Lebensrealität, der Gefühle etc. (also wie bei anderen Musikstilen). Nur halt in Sprachgesang (Rap) und über "Beats". Mein Tipp für klasse Hip-Hop: in der Schweiz "paar@ohrä" resp. "Lügner" und in Deutschland z.B. "Blumentopf". Check it out!
Sag mir was Du hörst und ich sag Dir wer Du bist!
Schlussendlich ist Musik bloss die Abfolge akustischer Ereignisse. Über Musik zu sprechen ist wie über Architektur zu tanzen...
@gebsn: weiss nicht so recht ob ich mich mit HipHop aus der Schweiz/Deutschland anfreunden kann, dann doch eher die etwas befremdende Athetizität der blinbling-boyz.
@endlöser: degeneriertes Stück Scheisse!
Als ob sich öpper für din Musikgschmack intressiere wür....
doch doch! Lügner rult! zieh dir mal sein "Subversiv" song rein *g
na wunderbaaaaaar
webbst den body shaken kannst...
soll ich dir ne c dmit italienischen schnulzen schicken??
endlöser säg mau, dies müeti ma di ned ? zwänig oft gstreichlet aus bebe? dr dädi het e z'grosse gha? u drum tuets dr hüt no weh?
@labelle: ...boah, machst hier ja ordentlich ne' Welle! *keul*
Wieso bsit Du immer noch da?! Ich dachte Du liest hier nicht mehr mit? (...und penetrierst uns hier nicht mehr mit deinem dialektischen Nonsens!)
@endlöser: ich bin der einzige der hier grundlos Beleidigungen vom Stapel lassen darf. Da fällst du leider unter die Lordsche Zensur.
Reggaeton im Auto: PFUI!
Aber zum Tanzen...schon ein feiner Rhythmus!!!!!!!! GASOLINAAAAAAA
Sie sollten sich endlich das trompetenkonzert von haydn zu gemüte führen - es gibt immer was neues zu lernen!
"anonym" = herold.twoday.net
(eine meinung bei Ihnen zu hinterlassen ist ziemlich aufwendig)
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